Eine Legende berichtet, dass Alexander der Große sich als sein eigener Botschafter verkleidete und die Königin von Persien Nusabeh traf. Jedoch verrieten ihn sein Gesicht und seine Gesten und brachten ihn in Gefahr. Er wusste nicht, dass die Königin die Porträts von Königen und Kaisern ihrer Zeit auf eine Seidenrolle malen ließ. Sie beruhigte ihn und hieß ihn willkommen, dann entrollte sie die Seidenrolle und sprach zu ihm: „Ich zeige dir dein eigenes Bild, damit du das Bild, das du von mir hast, verändern kannst!“
Diese kurze Geschichte bringt die schwierige und komplexe Beziehung, die Orient und Okzident miteinander hatten und noch haben, auf den Punkt. Aber sie gibt uns auch einen wichtigen Schlüssel für die wechselseitige Anerkennung und das gegenseitige Verständnis.
Unser oberstes Ziel in diesem Schwerpunkt unseres Programms ist es, dem Okzident sein eigenes Bild zu zeigen, wie es in den Augen des Orients erscheint, damit auch er das Bild, das er vom Orient hat, verändern kann.
Das Ziel soll durch das Studium der Wahrnehmung des Okzidents durch den Orient erreicht werden; es gilt die Rezeption im Osten, insbesondere in der arabischsprachigen Welt, von eminent westlichen Werken und Persönlichkeiten zu erforschen und ihre Präsenz im kollektiven Bewusstsein der orientalischen Kulturen zu erhellen. .
Indem der Okzident sein eigenes Bild im orientalischen Blick erkennt, vermag er wiederum sein Bild vom Orient zu revidieren. Denn das Bild von sich selbst im Blick des Anderen erlaubt es, nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen zu erkennen.
Illustration: Büste von Alexander-Helios. 3-2 Jahrhundert v. Chr. Kapitolinischen Museen, Rom, Italien.