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Hiwar & Nikash

Il y a un objet culturel qui va jouer un rôle essentiel dans la perception d’autrui : c’est le langage. Dans l’expérience du dialogue, il se constitue entre autrui et moi un terrain commun, ma pensée et la sienne ne font qu’un seul tissu, mes propos et ceux de l’interlocuteur sont appelés par l’état de la discussion, ils s’insèrent dans une opération commune dont aucun de nous n’est le créateur. (…) Nous sommes l’un pour l’autre collaborateurs dans une réciprocité parfaite, nos perspectives glissent l’une dans l’autre, nous coexistons à travers un même monde. Dans le dialogue présent, je suis libéré de moi-même, les pensées d’autrui sont bien des pensées siennes, ce n’est pas moi qui les forme, bien que je les saisisse aussitôt nées ou que je les devance, et même, l’objection que me fait l’interlocuteur m’arrache des pensées que je ne savais pas posséder, de sorte que si je lui prête des pensées, il me fait penser en retour.

In der Erfahrung des Dialogs konstituiert sich zwischen mir und dem Anderen ein gemeinsamer Boden, mein Denken und seines bilden ein einziges Geflecht, meine Worte wie die meines Gesprächspartners sind hervorgerufen je durch den Stand der Diskussion und zeichnen sich in ein gemeinsames Tun ein, dessen Schöpfer keiner von uns beiden ist. Das ergibt ein Sein zu zweien, und der Andere ist hier nicht mehr für mich ein bloßes Verhalten in meinem transzendentalen Felde, noch übrigens in dem seinen, sondern in vollkommener Gegenseitigkeit sind wir für einander Mitwirkende, unser beider Perspektiven gleiten ineinander über, wir koexistieren durch ein und dieselbe Welt hindurch. Im gegenwärtigen Dialog werde ich von mir selbst befreit, die Gedanken des Anderen sind durchaus die seinigen, die nicht ich etwa hervorbringe, wiewohl ich sie schon in statu nascendi erfasse, ja ihnen vorweg bin; und Einwände meines Gesprächspartners entreißen mir sogar Gedanken, von denen ich nicht wusste, dass ich sie hatte, so dass also der Andere ebenso sehr mir zu denken gibt wie ich ihm Gedanken zuschreibe.

M. Merleau-ponty, Phénoménologie de la perception, pp 407, Gallimard 1945

Im Arabischen gibt es zwei Wörter für „Dialog“, das Wort „Hiwar“ und das Wort „Nikach„; während „Hiwar“ genau dem englischen Wort „Dialog“ entspricht, meint „Nikach“ zwar auch Dialog/Diskussion, doch das Wort geht auf das Verb „Nakacha“ zurück, was soviel wie „gravieren“, „schnitzen“ oder „meißeln“ bedeutet. So gesellt sich zu den ethischen Tugenden von Hiwar noch die ästhetische Qualität von Nakch (Gravur); Daher kommt zu den dialogischen Tugenden, eine unmittelbare Nähe zu dem Gesprächspartner herzustellen und mit ihm in vollkommener Gemeinsamkeit zu agieren, hier ein künstlerischer Wert hinzu. Als Nikach ist der Dialog auch ein Kunstwerk, er schnitzt und meißelt in der Sprache, mit der Schärfe des Bewusstseins verleiht er dem Dialog die Form einer Arabeske oder eines bestickten Stoffes. Der künstlerische Wert ist aber nicht ornamental, sondern er trägt aktiv zum ethischen Wert des Dialogs bei, indem er einer großzügigen Gastfreundschaft, einer Kunst des Empfangens und Zusammenseins, Raum gibt.

Dieser zweite Fokus widmet sich herausragenden Persönlichkeiten des Dialogs zwischen Orient und Okzident in Geschichte und Gegenwart.

Hiwar & Nikach Focus verfolgt zwei Linien:

Betont und analysiert werden erstens historische Begegnungen zwischen bedeutenden Persönlichkeiten aus Orient und Okzident.
„Der Sultan und der Heilige: Malik Al-Kamil & Francisco d’Assisi“, eröffnet diese Dialoglinie.

Zweitens sollen Parallelen zwischen herausragende Persönlichkeiten des Orients und Abendland studiert werden, die ähnliche Positionen vertreten. Diese Personen müssen sich daher nicht getroffen haben, vielmehr teilen sie z.B. dieselben Werte teilen, beeinflussen einander oder gelangen von unterschiedlichen Standpunkten zu vergleichbaren Positionen.

“Ibn Arabi & Plato” eröffnet diese Reihe von Doppelporträts

 

Illustration: Constantine der Afrikaner & Hunayn Ibn Ishaq / Averroes & Porphyry,  Liber de herbis et plantis, Manfred de Monte Imperiali, die erste Hälfte des XIV. Jahrhunderts, Bibliothèque Nationale de France, Paris.